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Evangelisch-methodistische Kirche
Reichenbach - Mylau - Unterheinsdorf

Gemeindegeschichte des evangelisch methodistischen Bezirkes Reichenbach

Für die Gemeinde herausgegeben amlässlich des 125jährigen Gemeindejubiläums vom 27. - 29. Oktober 1995

Immanuelkirche Altarraum

Der erste methodistische Gottesdienst in Reichenbach war eine reine Männerzusammenkunft und fand im Oktober 1870 statt.

Wie kam es dazu?

Anlässlich einer Geschäftsreise wurde der Tuchmacher Günther aus Reichenbach zu einem Gottesdienst der methodistischen Gemeinde in Zwickau-Planitz eingeladen. Gottes Wort traf ihn.

Pastor Zimmer aus Plauen, der dieses Gebiet bediente, besuchte den Angesprochenen zu Hause. Beiden Männern wurde klar, dass sie im Auftrag Jesu Christi die Arbeit der Methodistenkirche in Reichenbach aufzunehmen hatten. Sie luden gemeinsam in der Stadt zum ersten Gottesdienst ein, der in der wohnung des Herrn Günther stattfand. Der Chronist berichtet:

"Es kamen nur Männer. Einige von ihnen schämten sich und versteckten sich hinter den großen Tuchmacherstühlen. Mit dem Lauf der Botschaft - es wurden 14tägig Gottesdienste gehalten - wuchs auch die Feindschaft. Zu den größten Widersachern gehörte die Ehefrau des Herrn Günther, die keiner Versammlung beiwohnte. Die Feindschaft gegen die Methodisten wurde so groß, dass zuletzt ausser dem Herrn Günther nur noch ein Mann kam."

Ein Fehlschlag? Gottes Wege sind oft seltsam und doch wunderbar! In einem Gottesdienst unserer Gemeinde in Zwickau fand Frau H. Sander aus Reichenbach Christus. Sie öffnete sofort ihre Wohnung in der Dunkelgasse für die Gemeinde. Durch ihre große Beredsamkeit und ihren Eifer wurden viele Menschen in der Stadt auf die Arbeit der Methodistischen Kirche aufmerksam. Die Zahl der Gottesdienstbesucher wuchs derart, dass sie bis auf die Strasse standen, um Gottes Wort zu hören.

Während der Dienstzeit von Pastor F. Schmidt (1871 - 1872) wurde die Arbeit auf Netzschkau (20. 01. 1871) und Limbach (12. 12. 1871) ausgedehnt.

Im Jahre 1872 wurde Pastor Seiz nach Plauen versetzt. Er bediente die Gemeinden des Vogtlandes. Das Werk in Reichenbach erlebte eine besondere Segenszeit. Aber auch Hass und Feindschaft bereiteten der Sache Gottes ständig Schwierigkeiten, Sorgen und Nöte. Die Stunden der Andacht und Anbetung wurden gestört, die Gottesdienstbesucher geschlagen und die Pastoren belästigt. Mit welchem Erfolg? Hören wir den Chronisten:

"Der Gottesdienstraum in der Marienstrasse, wohin die aufwärtsstrebende Gemeinde verzogen war, erwies sich sehr bald als zu klein. Geschwister Walther verkauften das Haus und erwarben ein neues Grundstück in der Amtmannsgasse 3. Hier wurde ein neuer, grösserer Saal ausgebaut, aber von der königlichen Regierung wurde das Abhalten von Gottesdiensten darin verboten! Die Gemeinde ging jedoch unbeirrt ihren Weg. Sie versammelte sich bei Kaffee und Kuchen im Haus eines Freundes und machte Gottes Wort zum Gesprächsthema. In diesen Hausversammlungen fanden viele Menschen Frieden mit Gott. 50 Personen traten aus der Landeskirche aus, um sich der methodistischen Kirche anzuschließen, war es doch für Mitglieder der Landeskirche bei 50 Talern Strafe verboten, an den methodistischen Gottesdiensten teilzunehmen. Trotz Sturm und Feindschaft wuchs das Werk weiter."

Pastor Renner stand von 1874 - 1876 dem Werk vor und gründete die Gemeinde Wildenau.

In der Zeit von 1876 - 1878 wurden die Gemeinden von Pastor Breitner bedient. Sein Nachfolger wurde für weitere drei Jahre Pastor E. Schmidt. Es war eine sehr bewegte Zeit. Von ihr wird berichtet:

"Im ersten Winter seines Dienstes bekehrten sich 22 Seelen zum Herrn. Häufig wurde er vor die irdischen Richter bestellt, weil er auf den Landstationen das Wort Gottes predigte. Er ging aber - so heißt es - 'immer fröhlich von des Rats Angesicht'. Der Saal in der Amtmannsgasse wurde gekündigt und das Haus zum Verkauf angeboten. Der letzte Sonntag kam. Der Prediger gab bekannt, dass der letzte Gottesdienst hier abgehalten würde und sich bis jetzt nichts anderes gefunden habe. Die Geschwister weinten und beteten. Der Herr gab es. Bruder Vogel aus Unterheinsdorf wollte etwas für den Herrn tun und kaufte das Haus, so dass die Gemeinde weiter ihre Gottesdienste halten konnte."

Altarraum früher

Im Jahre 1882 erhielt Pastor Seiz die Arbeit zum zweiten Male. Von 1884/85 fand eine Erweckung statt. 103 Personen schlossen sich der Gemeinde an.

Pastor Hempel wirkte von 1885 - 1889 auf dem Bezirk. Ihm folgte Pastor C. Schaarschmidt (1889 - 1895). In seine Amtsperiode fällt der Bau der Immanuelkirche in Reichenbach. Am 10. November 1890 fand die Kirchweihe statt.

1895 wurde Reichenbach mit den Stationen Mylau, Netzschkau und Limbach eigener Bezirk. Als erster ortsansässiger Pastor bediente Bruder Ramdohr (1895 - 1897) die Gemeinden und begann am 11. 08. 1895 die Arbeit in Treuen.

1897 wurde die Arbeit Pastor Keßler übertragen. 'Mit den Seinen war er Vorbild und ein großer Segen' wird immer wieder festgestellt. Am 11. Mai 1899 wurde die Zionskirche in Netzschkau dem Dieste Gottes geweiht.

Von 1902 - 1905 trug Pastor Schäuble die Verantwortung für den Bezirk. Sein Nachfolger, Pastor A. Voigt (1905 - 1910) lies die beiden Wohnhäuser vor der Kirche in Reichenbach errichten.

In den Jahren 1910 - 1912 führte Pastor Barkemeyer die Gemeinden weiter ins Wort ein.

Pastor Bitter teilte in den schweren Jahren des ersten Weltkrieges Freude und Leid mit den Geschwistern bis ihn 1920 Pastor Hilbert ablöste. 1926 wurde die Friedenskirche in Mylau gebaut.

1927 zog dann Pastor A. Reinsberg mit seiner Frau und acht Kindern in die Predigerwohnung. Schon 1928 wurde unter Bruder Reinsberg der Bibelsaal erstmals renoviert. Leider musste der Pastor 1932 krankheitshalber vorzeitig in den Ruhestand gehen, im alter von 55 Jahren, was der Gemeinde sehr leid tat - war doch die ganze große Familie aktiv in der Gemeinde tätig.

Sein Nachfolger wurde Pastor A. Lätzsch von 1932 - 1939. Das war eine schwere Zeit! Der aufkommende Nationalsozialismus beherrschte die gesamte Öffentlichkeit und drang auch bis in die Gemeinden vor. Der Höhepunkt war dann der Ausbruch des zweiten Weltkrieges im September 1939.

In diesem Jahr 1939 kam Dr. Hans Leitner mit seiner Familie aus Ostafrika, wo er als Missionar tätig war, zum Ruhestand in die Heimat. Aber als der zweite Weltkrieg ausbrach, durfte er nicht wieder zurück und wurde als Nachfolger von Pastor Lätzsch nach Reichenbach versetzt. Jedoch rief man ihn bald zu Kriegsdienst ein. Er kam nach Dresden zu einer Dolmetscherkompanie für Kisuaheli. So konnte er nur tageweise in der Gemeinde sein und sie nur notdürftig betreuen. Ständig mussten Brüder von auswärts oder auch Soldatenbrüder im Urlaub für die verschiedenen Verkündigungsdienste gewonnen werden. Dann hat Pastor Leitner die sich bietende Gelegenheit wahrgenommen, einen Lehrer aus Worms zu einem Sommer - Bibelkurs im Jahr 1940 einzuladen: Bruder Adolf Heller. Dieser Bibelkurs hat so viel Freude ausgelöst, dass A. Heller auch für die weiteren Jahre eingeladen wurde.

Fünf Kriegsjahre hindurch jeden Sommer eine Bibelwoche! Das führte zu einer großen Belebung in der Gemeinde. Das war auch die Grundlage zu einer Erweckung während der Dienstzeit von Pastor O. Collatz, der mit viel Fleiß und Freude seinen gesegneten Dienst ausrichten konnte.

Pastor Dr. Leitner kam dann noch in englische Kriegsgefangenschaft. Pastor O. Collatz wurde von 1945 - 1955 sein Nachfolger in der Leitung des Reichenbacher Bezirkes. Zehn Jahre lang war er vielen Menschen ein Wegweiser zu Christus. In seiner Amtszeit fand 1949 und 1953 die Jährliche Konferenz der Methodistenkirche in Reichenbach statt.

Während des treuen Dienstes von Pastor Herbert Götz(1955 - 1963) wurde eine große Kirchenrenovierung durchgeführt, das Werk weiter gefestigt und die ökumenische Zusammenarbeit, auch die Allianz mit den anderen Kirchen in Reichenbach gefördert.

Von 1963 - 1970 stand Pastor Gerhard Solbrig dem Bezirk Reichenbach als leitender Pastor vor. In seiner Amtszeit entstand der schöne Gemeindesaal in Unterheinsdorf (Christuskapelle). Der Gemeindesaal in Lengenfeld wurde erneuert. In Reichenbach entstand zum 100jährigen Gemeindejubiläum 1970 der neue Altarraum nach entsprechender Saalrenovierung.

Pastor Harry Windisch hat es von allen seinen Vorgängern am längsten bei uns ausgehalten, von 1970 - 1986! In seiner Amtszeit waren größere Umbauarbeiten notwendig: ein neuer großer Schornstein, eine neue Heizungsanlage in der Kirche und die völlige Neugestaltung des Bibelsaales. Die unteren Kirchenräume mussten für die Heizungsanlage und für Küche und Bibelsaal durch Erdaushub vergrößert werden. Dabei wurden 180 Tonnen Erdreich und Gestein mit Hand ausgebrochen und mit Schubkarren zur Straße befördert. Diese Arbeiten führten Brüder in fröhlicher und harmonischer Zusammenarbeit durch. Pastor Windisch war stets zur Stelle und legte Hand an.

Fortsetzung folgt

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